Naturheilkunde: Lehre zur schonenden Behandlung von Krankheiten
Die Naturheilkunde ist eine Lehre zur überwiegend schonenden Behandlung von Beschwerden und Krankheiten nach meist traditionellen Verfahren. Dabei kommen vor allem natürliche Methoden aus der Natur und diverse Umweltreize zum Einsatz.
Die Naturheilkunde ist nach einer langen Entwicklung zu einem akzeptierten, wenn auch wissenschaftlich nicht vollständig belegten, Heilverfahren geworden. Bei dem Begriff handelt es sich jedoch um eine allgemeine Bezeichnung für diverse natürliche Verfahren.
In der Regel kann die Naturheilkunde von Heilpraktikern oder Ärzten verwendet werden. Dabei kommen dann beispielsweise klassische Verfahren wie Hydrotherapie oder die Pflanzenheilkunde zum Einsatz.
Entstehung und Entwicklung
Die Naturheilkunde hat in Deutschland eine lange Geschichte hinter sich. Nachdem natürliche Heilverfahren lange Zeit die einzigen medizinischen Möglichkeiten darstellten, verdrängte die Schulmedizin die Naturheilkunde ab dem 19. Jahrhundert zunehmend. Durch diverse Persönlichkeiten ist dieses traditionelle Wissen jedoch nicht verloren gegangen.
Einige der ersten Naturheilkundler waren beispielsweise Samuel Hahnemann, Johann Schroth und Vincenz Preißnitz, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts diverse naturheilkundliche Verfahren entwickelten. Mit der Zeit folgten Gründungen von Gemeinschaften und später auch Gesetze (Heilpraktikergesetz 1939).
Die heutige Naturheilkunde beruft sich noch immer auf die fünf Säulen der Gesundheit von Sebastian Kneipp. So kann eine Heilung durch die Prinzipien Licht, Wasser, Luft, Bewegung und Ernährung ermöglicht werden.
Das staatlich anerkannte Berufsbild des Heilpraktikers befasst sich hauptsächlich mit der Naturheilkunde. Doch auch die Schulmedizin bedient sich immer häufiger den Naturheilverfahren, um ihre Behandlungsmethoden ergänzen zu können.
Das Prinzip der Naturheilkunde
Die Naturheilkunde versteht sich als eine Vielzahl von natürlichen Verfahren, welche die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen wollen. Dabei spielt der ganzheitliche Ansatz eine entscheidende Rolle. So wird nicht nur die Krankheit mit ihren Symptomen betrachtet, sondern der Entstehungsprozess ergründet.
Das ganzheitliche Prinzip der Naturheilkunde bezieht sich auf die vollständige Erfassung des Patienten mit all seinen aktuellen und bisheringen Beschwerden sowie seiner Konstitution. Eine ausführliche Anamnese gehört deshalb dazu, um den Patienten umfassend einschätzen und behandeln zu können.
Auch wenn die eingesetzten Methoden nicht immer sanft sind, so werden natürliche Verfahren und Reize aus der Natur bevorzugt.
Therapieverfahren in der Naturheilkunde
Klassische Verfahren
Die klassischen Naturheilverfahren beziehen sich auf die Methoden von Sebastian Kneipp und umfassen natürliche Verfahren, die ohne aufwendige Apparate oder Medikamente auskommen. Auch in der konventionellen Medizin kommen die folgenden Methoden der Naturheilkunde bei Bedarf zum Einsatz.
Ernährungstherapie
Bei der Ernährungstherapie wird dem Patienten eine bestimmte Ernährungsform (Diät) verordnet. Neben speziellen Nahrungsmitteln können auch Esszeiten oder gar Ernährungspläne ausgearbeitet werden.
Phytotherapie
Bei der Phytotherapie werden Präparate und Zubereitungen aus Pflanzen eingesetzt. Dabei handelt es sich prinzipiell um die Pflanzenheilkunde, welche beispielsweise durch die Einnahme von Teeaufgüssen diverse Beschwerden behandelt.
Ordnungstherapie
Bei der Ordnungstherapie steht ein bewusster, ausgeglichener und maßvoller Lebensstil im Vordergrund. In vielen Bereichen der Naturheilkunde und der Medizin im Allgemeinen spielt ein gesunder Lebensstil eine wichtige Rolle. Dieser umfasst die Ernährung, die Bewegungen, die Psyche und auch den Alltagsrhythmus.
Bewegungstherapie
Bei der Bewegungstherapie handelt es sich um eine Sammlung von diversen Verfahren, wie etwa Sport, Physiotherapie, Ergotherapie und dergleichen, mit dem Prinzip der Bewegung. Je nach Krankheit oder Beschwerde wird die passende Bewegungsform ausgewählt und therapiebegleitend verordnet.
Hydro- und Thermotherapie
Bei der Hydrotherapie werden diverse Wasseranwendungen eingesetzt. Dazu gehören beispielsweise Teilbäder oder Wassertreten und die Behandlung mit unterschiedlichen Wassertemperaturen. Die Thermotherapie arbeitet hingegen mit Wärme- und Kältereizen.
Traditionelle Verfahren
Eine Vielzahl von praktizierten Naturheilverfahren ist aus wissenschaftlicher Sicht noch nicht oder nur teilweise anerkannt. In der Naturheilkunde haben sich viele Verfahren jedoch aufgrund ihrer Erfahrungswerte bewährt.
Bekannte traditionelle Verfahren der Naturheilkunde sind demnach beispielsweise:
- Spagyrik
- Heilfasten
- Schröpfen
- Akupressur
- Neuraltherapie
Doch auch ganze Gesundheitssysteme von anderen Kulturen finden in der deutschen Naturheilkunde Beachtung. Dazu gehören beispielsweise Ayurveda und die Traditionelle Chinesische Medizin. Auch die Homöopathie wird als eigenständige Methode aufgrund ihres Umfangs angesehen. (1)
Möglichkeiten und Grenzen der Naturheilverfahren
Die Naturheilkunde hat sich einen Platz neben der Schulmedizin gemacht. Sie wird von vielen Anhängern als „sanfte“ Medizin bezeichnet und so hat sie dennoch oder deswegen ihre Grenzen in den Behandlungsmöglichkeiten.
Naturheilverfahren können bei einer Vielzahl von Beschwerden und Krankheiten eingesetzt werden. Häufig werden sie auch therapiebegleitend zur Schulmedizin verwendet oder bedürfen von ihr diverse Untersuchungsergebnisse. Der bisherige Therapieverlauf bietet dem Naturheilkundler zudem Aufschluss über den aktuellen Gesundheitszustand.
Häufige Einsatzgebiete der Naturheilkunde
Eine gewisse Beachtung hat die Naturheilkunde in der Behandlung von chronischen Erkrankungen erlangt. Wenn die konventionelle Medizin keine weiteren Erfolge erzielen kann, dann gelingt eine Linderung oftmals mit den Naturheilverfahren.
Im Bereich der Krankheiten des rheumatischen Formenkreises bietet die Naturheilkunde viele Behandlungsmöglichkeiten. Meistens handelt es sich dabei um Maßnahmen zur Linderung und Erleichterung.
Die ganzheitliche Sichtweise dieser Heilkunde kann zudem helfen, einen geschwächten Organismus nach einer anstrengenden Krankheiten oder langen Therapiephase zu stärken. Die einzelnen Verfahren bieten dabei ihre spezifischen Möglichkeiten.
Unterschied zur klassischen Medizin
Die Naturheilkunde unterliegt in ihren Behandlungsmöglichkeiten diversen Richtlinien, wenn sie nicht von Ärzten ausgeübt wird. Als Behandler ohne akademische Bildung sind vor allem Heilpraktiker zugelassen. Dieser anerkannte Beruf unterliegt in der Ausübung der Heilkunde jedoch dem Heilpraktikergesetz.
Bei einer Behandlung durch einen Heilpraktiker werden einige Einschränkungen geltend. Diesem ist es beispielsweise nicht erlaubt meldepflichte Krankheiten, Geschlechtskrankheiten oder Zahnmedizin auszuüben. Verschreibungspflichtige Medikamente werden auch nicht ausgegeben. (2)
Die klassische Medzin kann innerhalb ihrer Fachrichtungen jede Krankheit nach aktuellem medizinischen Wissen behandeln. Ein großer Unterschied in der Praxis zwischen Naturheilkunde und konventioneller Medizin besteht beispielsweise bei Operationen, die alleine aufgrund der mangelnden Ausstattung in vielen Heilpraxen nicht durchgeführt werden.
Quellenverzeichnis
- Bierbach, Elvira (2006): Naturheilpraxis heute, Urban & Fischer, München, S. 159ff.
- Wikipedia.org: Heilpraktiker, abgerufen am 11. April 2014.