Aderlass: Therapieverfahren mit Blutverlust
Der Aderlass ist ein Therapieverfahren, bei dem gezielt Blut aus dem Körper geleitet wird. Er ist eine der ältesten Therapieformen und findet heute sparsame Anwendung in der Naturheilkunde.
Die Blutungen dienen etwa der Reinigung oder Entstauung des Kreislaufs und erfolgen kontrolliert.
Beim Aderlass wird üblicherweise Venenblut an bestimmten Stellen abgeleitet. Der Begriff kann jedoch auch allgemein mit Blutabnahme (etwa bei Blutspende) gemeint sein.
Ferner zählen weitere Formen wie blutiges Schröpfen oder Blutegel-Therapie in einigen Fällen dazu.
Entstehung und Entwicklung
Der Aderlass ist eine der ältesten Therapieformen und erlebte eine umstrittene Entwicklung. Das Verfahren ist heute noch in der Naturheilkunde bekannt, gilt jedoch nicht mehr als wichtigste Therapiemethode.
Der Aderlass ist bereits zu Zeiten von Hippokrates sowie bei Hildegard von Bingen und in anderen Medizinlehren weltweit bekannt gewesen. Im Mittelalter galt er als eines der wichtigsten Verfahren, geriet durch häufigen Gebrauch aber auch in Verruf. (1)
Die Therapie stand ursprünglich in Zusammenhang mit einem Ungleichgewicht der Körpersäfte. Es wurde angenommen, die Ausleitung von schlechtem Blut (etwa durch Fieber) würde das Gleichgewicht wieder herstellen. (2)
Heute ist der Aderlass ein Ausleitungsverfahren der Naturheilkunde und findet deutlich sparsameren Gebrauch. In der Schulmedizin ist der Aderlass noch seltener geworden, wenn von Blutentnahmen für diverse Zwecke abgesehen wird.
Wirkung des Aderlass
Der Aderlass kann auf unterschiedliche Weise wirken. In der Regel nimmt er einen Einfluss auf den Blutzustand und damit auch auf diverse Körperprozesse. So kann Aderlass
- entstauuen
- Blut verdünnen
- Durchblutung steigern
- Mikro- und Makrozirkulation verbessern (1).
Ferner wirkt Aderlass antientzündlich, beruhigend und krampflösend. Dabei können schädliche Stoffe wie Toxine ausgeleitet und eine Gewebeübersäuerung gemindert werden. (1)
Prinzip und Formen
Als Therapie kann der Aderlass auf unterschiedliche Weise erfolgen. Das Prinzip ist zwar jeweils ähnlich, die Art und Menge der Blutentnahme können aber variieren. In den Naturheilverfahren gibt es verschiedene Formen von Aderlass.
Prinzipiell erfolgt der Aderlass durch leichte und lokale Öffnung der Venen, um eine bestimmte Menge Blut (etwa zwischen 100 und 180 ml) ablaufen zu lassen. Die Blutung kann etwa durch erhöhte Positionierung der Beine unterbrochen werden oder selbst abklingen.
Kombinierte Verfahren mit Blutegel-Therapie oder blutigem Schröpfen sind ebenfalls möglich und können eine mildere Form des Aderlass darstellen.
In der Naturheilkunde wird vor allem zwischen Volumen-Aderlass und Hildegard-Aderlass unterschieden. Letzterer wird in fünf folgenden Tagen nach Vollmond durchgeführt, während ersterer einmal monatlich mit größerer Blutentnahme erfolgt. (1)
Verwedung des Aderlass
Der Aderlass kann bei verschiedenen Störungen als präventive oder therapeutische Maßnahme verwendet werden. Dabei kann er von Ärzten wie auch Heilpraktikern durchgeführt werden. In der Heilkunde gehört er zu den intensivsten Ausleitungsverfahren.
Klassischerweise ist eine Therapie mit Aderlass bei Patienten mit Blutfülle angezeigt. Diese zeichnen sich etwa durch Übergewicht und Hypertonie aus. Hier kann die Methode bei Störungen wie Kopfschmerzen, Polyglobulie oder Durchblutungsstörungen verwendet werden. (1)
Doch auch bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Rheuma, Adipositas und Hautkrankheiten kann Aderlass zum Einsatz kommen. (1)
Kontraindikationen
Der Aderlass wird nicht uneingeschränkt bei jedem Patienten durchgeführt. Bei Störungen wie
- Anämie
- Hypotonie
- Körperschwäche
- Durchfall (akut)
- Herzerkrankungen
wird die Therapie nicht oder nur eingeschränkt verordnet. (2)
Quellenverzeichnis
- Bierbach, Elvira (2006): Naturheilpraxis heute, Urban & Fischer, München, S. 165.
- Volker Schmiedel, Matthias Augustin (2008): Leitfaden Naturheilkunde, 5 Aufl., Urban & Fischer, München, S. 114ff.