Rheuma: Erkrankungen am Bewegungsapparat
Unter Rheuma werden mehr als 100 rheumatische Erkrankungen zusammengefasst (1). Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Rheuma der Überbegriff für Erkrankungen an den Bewegungsorganen, die fast immer mit Schmerzen und oft mit Mobilitätseinschränkungen einhergehen (2).
Bei der rheumatoiden Arthritis – die auch als chronische Polyarthritis bekannt ist -, handelt es sich um die häufigste chronische Gelenkentzündung, von der weltweit 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung – und in Deutschland ca. 530000 Personen – betroffen sind. Dabei erkranken Frauen ungefähr doppelt so häufig wie Männer. Typischerweise tritt diese Form von Rheuma in der zweiten Lebenshälfte auf, wobei bereits Kinder betroffen sein können. (3)
Die Therapie von rheumatischen Erkrankungen orientiert sich an der jeweiligen Form und basiert u. a. auf Anwendungen aus medikamentösen, physikalischen und ernährungsphysiologischen Therapiestrategien.
Begriffsdefinition und Klassifizierung
Der Begriff Rheuma kommt ursprünglich von dem griechischen Wort „rheo“ – „ich fließe“ – und wird frei als „ziehende Schmerzen“ übersetzt.
Rheuma wird in Abhängigkeit der Ursache in vier Hauptgruppen kategorisiert. Während entzündlich rheumatische Erkrankungen wie Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen), Morbus Bechterew (u. a. Versteifung der Wirbelsäure), rheumatoide Arthritis und Vaskulitiden (Gefäßentzündungen) zur Gruppe 1 gehören, zählt Arthrose – als degenerative rheumatische Erkrankung – zur Hauptgruppe 2.
Erkrankungen des Bewegungssystems in Folge von Stoffwechselstörungen wie Diabetes, Gicht oder Osteoporose werden der Rheumagruppe 3 und rheumatische Schmerzkrankheiten wie Fibromyalgie – auch als Weichteilrheuma bekannt – der 4. Hauptgruppe zugeordet. (4)
Ursachen von Rheuma
Entzündlich-rheumatische Krankheiten können durch Infektionen, bei Autoimmunkrankheiten durch Störungen des Immunsystem oder durch Kristallablagerungen im Gewebe ausgelöst werden. Dabei spielen Erbfaktoren eine wesentliche Rolle.
Gelenkerkrankungen wie Arthrosen werden durch Schäden im Gelenkbereich – beispielsweise am Knorpel – verursacht, wobei häufig der Grund unbekannt ist. Entzündungen, Fehl- sowie Überbelastungen oder Stoffwechselstörungen sind dabei wichtige Faktoren.
Während bei Gicht eine Kristallbildung in den Geweben – aufgrund einer erhöhten Harnsäurekonzentration durch vermehrte Bildung oder reduzierte Ausscheidung – zu Entzündungen führt, kommt es bei Osteoporose in Folge eines Abbaus von Knochenmasse– und Struktur zu einer erhöhten Knochenbrüchigkeit.
Die Ursache von chronischen Schmerzuständen des Bewegungssystems kann in der Überlastung der Muskulatur liegen. Diesbezüglich sind ein steifer Nacken oder der Tennisarm zu nennen. Bei dem Fibromyalgie-Syndrom mit ausgedehnten, chronischen Schmerzen spielen wiederum physiologische und seelische Belastungssituationen eine bedeutsame Rolle. (4)
Therapie von rheumatischen Erkrankungen
Die rheumatoide Arthritis ist wie die meisten rheumatischen Erkrankungen nicht heilbar (3). Ziel einer Rheumatherapie ist es, Schmerzen und weitere Symptome zu reduzieren und Schäden am Bewegungsapparat zu verhindern, um die Lebensqualität dauerhaft zu gewährleisten. Dabei liegt der Fokus auf möglichst frühzeitigen und kontinuierlichen Therapiestrategien, um trotz Rheuma einen möglichst symptomfreien Gesundheitszustand ohne Einschränkungen im Alltag zu realisieren.
Die Therapie setzt sich – in Abhängigkeit der rheumatischen Erkrankung, ihrer Aktivität und Intensität -, häufig aus einer kombinierten Behandlung verschiedener medikamentöser und nichtmedikamentöser Anwendungen zusammen. Diesbezüglich kommen systemische Therapieformen wie Tabletten und lokale Maßnahmen wie Injektionen in Frage.
Um das jeweilige Behandlungsziel zu erreichen, ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Patient, Rheumatologe, Hausarzt und Physiotherapeut wichtig, bei der die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Rheumatherapie kontrolliert wird (5).
Neben einer regelmäßigen Physiotherapie, deren Übungen auf einen Aufbau von Muskulatur abzielen und die Gelenkbeweglichkeit erhalten sollen, stellt auch die Ergotherapie eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Rheuma dar. Darüber hinaus profitieren viele Betroffene von einer physikalischen Therapie, die auf der Anwendung von Wärme- oder Kältereizen oder einer Elektrostimulation basiert. Bezüglich der Wärmebehandlung stellen Bäder mit Moorlauge eine weit verbreitete Behandlungsform dar.
Im Rahmen einer Ernährungstherapie bei chronisch entzündlichem Rheuma liegt der Fokus auf einem fleischarmen Speiseplan, da Fleisch und Wurstwaren einen hohen Gehalt an entzündungsfördernder Arachidonsäure besitzen.(3)
Medikamentöse und operative Therapieformen
Für eine Basistherapie zur Unterdrückung des Krankheitsprozesses kommen u. a. Medikamente wie Antimalaria-Mitteln (Resochin, Quensyl), Azathioprin, Ciclosporin, Goldsalze, Leflunomid, Methotrexat und Sulfasalazin in Frage. Dabei kann eine niedrig dosierte Cortisongabe diese Basistherapie sinnvoll ergänzen.
Während nichtsteroidale Antirheumatika die Mobilität verbessern und Schmerzen, die Steifigkeit von Gelenken und weitere Symptome des Entzündungsgeschehens lindern können, sind neue Medikamente aus der Gruppe der Biologika, zum Beispiel TNF-alpha-Hemmstoffe wie Abatacept, Adalimumab, Etanercept, Infliximab oder Rituximab vor allem dann sinvoll, wenn konventionelle Therapien nicht die gewünschte Wirkung zeigen. (5)
Im fortgeschrittenen Stadium von Rheuma ist bei einigen Patienten ein operativer Eingriff unvermeidbar, bei dem zerstörte Gelenke durch eine Prothese ersetzt oder versteift werden (3).
Quellenverzeichnis
- Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V: Rheuma: Eine Diagnose – viele Kranheitsbilder, https://www.rheuma-liga.de/krankheitsbilder/, abgerufen am 23. Februar 2017.
- Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V: Rheuma – ein Name für viele Erscheinungsformen, https://www.rheuma-liga.de/hilfe-bei-rheuma/ist-es-rheuma/, abgerufen am 23. Februar 2017.
- Apotheken Umschau: Rheuma erkennen und behandeln, https://www.apotheken-umschau.de/Rheuma, abgerufen am 23. Februar 2017.
- Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V.: Was ist Rheuma?, https://dgrh.de/wasistrheuma.html, abgerufen am 23. Februar 2017.
- Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V.: Rheuma ist nicht heilbar, aber meist gut behandelbar, https://dgrh.de/?id=48, abgerufen am 23. Februar 2017.