Hildegard von Bingen: Äbtissin und Gelehrte
Hildegard von Bingen war eine Äbtissin im deutschen Mittelalter. Sie wurde durch ihr vielseitiges Wissen und ihre Schriften zur Heilkunde und Therapie bekannt. In der römisch-katholischen Kirche gilt sie als Heilige.
Hildegard von Bingen ist noch heute für einige Bereiche der Naturheilkunde bekannt und findet unter der Bezeichnung Hildegardmedizin ein eigenes Therapieverfahren.
Bekannt wurde Hildegard von Bingen etwa für ihre umfassende Beschreibung von Pflanzen und deren Eigenschaften.
In der Therapie sind ihre Lehren der Pflanzenheilkunde oder der Ernährung wichtige Grundpfeiler für spätere Verfahren gewesen.
Leben von Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen war eine bekannte Persönlichkeit aus dem Mittelalter, deren Einfluss bis in die heute Naturheilkunde und Therapie reicht. Sie hat von 1098 bis 1179 in Rheinland-Pfalz gelebt und war für die damalige Zeit eine bedeutende Frauenfigur in der katholischen Kirche.
Hildegard von Bingen ist in Bermersheim vor der Höhe als zehntes Kind ihrer Eltern geboren und ging der Tradition entsprechend einen kirchlichen Werdegang. Bereits sehr früh hat sie ihr Leben der Religion und Kirche gewidmet, von welcher sie später auch als Heilige verehrt wurde.
Neben ihrer vielseitigen Interessengebiete, war Hildegard von Bingen vor allem Predigerin. Sie leitete in späteren Jahren zunächst die Kirche, in der sie aufwuchs und gründete später ihr eigenes Kloster Rupertsberg.
Hildegard von Bingen als Universalgelehrte
Als Benediktinerin war Hildegard von Bingen, dem Fach üblich, eine Universalgelehrte, die neben der Religion auch Wissen über Heilkunde, Musik, Dichtkunst oder Ethik wiedergab. Sie verfasste im Laufe ihres Lebens diverse Schriften, welche jedoch nicht mehr alle im Original erhalten sind.
Bekannt sind von Hildegard von Bingen nicht nur Schriften, Beschreibungen und Rezepte aus der Naturheilkunde, sondern auch Visionsschriften, welche heute jedoch kritisiert werden.
Zu ihren bekanntesten Werken für die Therapie gehören die Bücher Physica und Causae et Curae (lat. für Ursache und Behandlung), welche die Heilkräfte der Natur und vor allem der Pflanzen behandeln.
Hildegard von Bingen Medizin
In der naturheilkundlichen Therapie sind einige Ansätze von Hildegard von Bingen noch heute von Bedeutung. Ihre Lehren sind vor allem als Hildegardmedizin bekannt, welche in den 1970er Jahren von Gottfried Hertzka wieder aufgegriffen wurden.
Die Heilkunde von Hildegard hat Ähnlichkeiten zur Viersäftelehre der Humoraltherapie aus der Antike. Die Hildegarmedizin umfasst dabei vor allem die folgenden vier Therapieansätze.
Pflanzenheilmittel
In ihrer Pflanzenheilkunde hat Hildegard von Bingen etliche Pflanzen und Bäume nach ihrer Anwendbarkeit und Kombination untersucht, sodass 1.800 Rezepte von ihr zu finden sind.
Einige der Heilpflanzen werden noch heute in der Phytotherapie genutzt, andere hingegen in ihren Effekten kritisiert. (1)
Ausleitungsverfahren
Hildegard von Bingen nutzt bereits Ausleitungsverfahren, welche in Verbindung zu ihrer Viersäftelehre standen.
Im Gegensatz zu den naturheilkundlichen Verfahren, machte sie Behandlungen wie den Aderlass teilweise abhängig von der Mondphase. Bekannt waren zudem das trockene oder blutige Schröpfen sowie Saunakuren. (1)
Ernährungslehre
In ihrer Ernährungslehre hatte Dinkelgetreide für Hildegard von Bingen einen hohen Stellenwert. Sie hat es für diverse Leiden in entsprechenden Zubereitungen empfohlen. Außerdem setzte sie sich für eine gesunde und maßvolle Ernährungsweise ein, welche der heutigen Vollwertkost entspricht.
Neben einer abwechslugnsreichen Kost, fand sie einige bestimmte Lebensmittel als „Küchengifte“. So riet sie vom Verzehr von Porree, Pfirsich, Pflaume und Erdbeere ab. (1)
Psychotherapie
Die Psychotherapie nach Hildegard von Bingen umfasst 35 Tugenden und Laster, welche entsprechend zu verfolgen oder zu meiden sind. Der Glaube an Gott war für sie ebenfalls wichtig für einen gesunden Allgemeinzustand.
Durch lebensbejahende Gefühle könne das Abwehrsystem und der seelische Zustand gestärkt werden. Dazu zählen etwa Liebe, Hoffnung oder Barmherzigkeit im Leben wie im Glauben. (1)
Quellenverzeichnis
- Bierbach, Elvira (2006): Naturheilpraxis heute, Urban & Fischer, München, S. 187f.