Rolfing: Verspannungen durch gezielte Berührungen der Faszien lösen
Rolfing bezeichnet eine methodisch aufbauende Serie der Körperarbeit. Im Rahmen von zehn Sitzungen soll der gesamte Körper angesprochen werden.(1)
Diese manuelle Therapieform geht auf Dr. Ida P. Rolf zurück, die als Biochemikerin am Rockefeller-Institut der Columbia Universität arbeitete. Sie stufte ihre Arbeit als strukturelle Integration ein.
Dabei ist es laut Rolf wichtig, zwischen Prozess orientierter Körperarbeit zu Symptom bezogener Körperarbeit zu unterscheiden. (1,2)
Nach der Theorie von Rolfing basieren Beschwerden auf körperlichen Belastungen, die sich in Form von Verfilzungen und Verklebungen in den Faszien zeigen.
Unter Faszien werden aus Bindegewebe bestehende Häute verstanden, die Muskeln, Knochen und Organe einhüllen und miteinander verbinden. Diesbezüglich bestimmen die gesamten Faszien – als dreidimensionales Netz – die Grundstruktur des Körpers, indem sie für Zusammenhalt und Form des ganzen Körpers sorgen. (2)
Faszien sind in die benötigte Spannung involviert, die für das aufrechte Stehen und Gehen benötigt wird. Dabei kann die Muskulatur entlastet werden.
Während Rolfing als alternative Körperarbeit in der Schweiz als komplementäre Körpertherapie anerkannt ist, übernehmen die Krankenkassen in Deutschland die Behandlungskosten nicht. Allerdings besteht die Möglichkeit – in Abhängigkeit der jeweiligen Krankenkasse -, dass privat Versicherte einen Teil der Kosten rückerstattet bekommen. (1)
So funktioniert Rolfing
Die Basis für die Rolfing-Arbeit bildet das Fasziennetz, welches sich über den gesamten Körper verteilt.
Im Rahmen der manuellen Therapie werden die Faszien systematisch von den oberen Strukturen bis in die tiefen Schichten bearbeitet. (1)
Der so genannte Rolfer arbeitet am Bindegewebe und an dem Hüllgewebe, zu dem die Faszien – als Muskelhüllen -, Bänder, Sehnen, die Knochenhaut, die Organhüllen und die Membranen gehören. (2)
Da die Ursachen einzelner Beschwerden des Bewegungsapparates an anderen Stellen des Körpers liegen können, die Probleme bereiten, schauen sich Rolfing-Therapeuten die gesamte physiologische Struktur an, um die individuell unterschiedlichen Handlungsmuster zu erkennen. Diesbezüglich kann die Ursache für eine Verdrehung des Hüftgürtels zum Beispiel auf einer Nackenverspannung basieren.
Bei der klassischen Rolfing als strukturelle Integration gibt es zehn Sitzungen, die in wöchentlichen Abständen – oder alle zwei Wochen – stattfinden.
Der Therapierahmen sollte individuell beim Erstgespräch zwischen Patient und Therapeut abgestimmt werden. (1)
Ziele des Rolfings
Ziel der Sitzung ist es, das Fasziengewebe – mithilfe der Rolfing-Berührungsqualität – zu lösen.
Dabei werden Verspannungen durch wohltuende Berührungen behandelt. Diesbezüglich können nicht nur die ursprünglichen Symptome des Bewegungsapparates reduziert, sondern auch die individuelle Körperhaltung verbessert werden.(1)
Die Rolfing-Methode soll dabei helfen, im Gleichgewicht mit sich selbst und mit seiner Umwelt leben zu können.
Im Fokus steht das Ziel, den aus dem Gleichgewicht gekommenen Körper wieder in Balance zu bringen, um eine bessere Basis für die gesamte Persönlichkeit zu erlangen. In Folge kann der Körper als Ausdruck der individuellen Person empfunden werden. (2)
Einsatzgebiete von Rolfing
Rolfing wird bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt und ist für alle Altersstufen geeignet.
Besonders beliebt ist diese Form der Körperarbeit bei Nackenverspannungen, chronischen Rückenschmerzen und bei Verspannungen des Schulterbereichs. Gleiches gilt für Mobilitätseinschränkungen oder Schmerzen in der Hüfte, in den Füßen und in den Knien.
Nach operativen Eingriffen und nach Unfällen kann Rolfing helfen, Schonhaltungen zu lösen und die freie Mobilität zu fördern.
Darüber hinaus kann diese Form der Körperarbeit den Ausdruck und die Körperwahrnehmung von Künstlern wie Musikern, Schauspielern und Tänzern verbessern.
Sportler, deren Ziel es ist, Bewegungsabläufe effizienter zu gestalten, können ebenfalls vom Rolfing profitieren.
Nicht zuletzt kann jeder Rolfing als strukturelle Integration dazu nutzen, seine Gesundheit und sein Wohlbefinden nachhaltig zu unterstützen.
Auch die Lebensqualität und das Selbstbewusstsein können durch Rolfing nachhaltig und positiv beeinflusst werden. (1)
Kontraindikationen
Bei akuten Entzündungen und bei Aneurysma (krankhafte Aussackung der Schlagader, die zu einer lebensgefährlichen inneren Blutung führen kann) sollte Rolfing nicht angewendet werden.
Gleiches gilt für Phlebitis, bei der die oberflächlichen Venen entzündet sind. (1,3,4)
Wer unter Arteriosklerose, Osteoporose oder Krebs leidet, sollte zunächst medizinisch abklären, ob diese Arte der alternativen Körperarbeit geeignet ist.
Auch bei psychischen Erkrankungen und bei einer längeren Medikation mit Kortison ist Vorsicht geboten. (1)
Quellenverzeichnis
- Rolfing Verband Deutschland e. V.: Rolfing, https://rolfingverband.de/faszientherapie-rolfing/haeufige-fragen, abgerufen am 12. Februar 2018.
- Dr. Walder: Rolfing, https://www.dr-walser.ch/rolfing/, abgerufen am 12. Februar 2018.
- Apotheken Umschau: Aneurysma, https://www.apotheken-umschau.de/Aneurysma, abgerufen am 12. Februar 2018.
- Apotheken Umschau: Phlebitis (Venenentzündung), https://www.apotheken-umschau.de/Venenentzuendung, abgerufen am 12. Februar 2018.