Rückenschule: Theoretisches und praktisches Schulungsprogramm zur Prävention von Rückenschmerzen
Rückenschule bezeichnet ein Haltungs- und Verhaltenstraining zur Vorbeugung von Rückenschäden.
Integriert in das Programm der Rückenschule ist eine Verhaltensprävention, die auf eine rückenfreundliche Gestaltung von Sitzgelegenheiten, Gebrauchsgegenständen und dem Arbeitsplatz abzielt. (1)
Die Mehrheit der Betroffenen, die an einer Rückenschule teilnimmt und an akuten Rückenschmerzen leidet, ist nach vier Wochen – auch ohne zusätzliche Behandlung – schmerzfrei.
Wer die gelernten Inhalte des Schulungsprogramms – bzw. der sogenannten Neuen Rückenschule – befolgt, hat gute Chancen, das Auftreten schmerzhafter Episoden zu reduzieren. (2)
Grundlagen der Rückenschule
Im Rahmen der Schulung, die auf theoretischen und praktischen Elementen basiert, sollen Rückenbeschwerden vorgebeugt werden. Dabei wird auf verschiedene Faktoren eingegangen.
In diesem Zusammenhang sind Bewegung – in Form von Sport wie Schwimmen, Laufen oder Radfahren -, ein gerade gehaltener Rücken und die Hockposition beim Bücken zu nennen.
Gleiches gilt für den Verzicht auf das Tragen von schweren Gegenständen, das bewusste Verteilen und das dichte Halten von Lasten am Körper und das Stehen bei nicht durchgedrückten bzw. geraden Beinen.
Als weitere Regeln der Rückenschule gelten das Anziehen der Beine beim Liegen, eine gerade Rückenposition beim Sitzen – inklusive eines abgestützten Oberkörpers – und ausreichend Abwechslung beim Sitzen.
Nicht zuletzt empfiehlt die Rückenschule das tägliche Trainieren der Wirbelsäulenmuskeln. (1)
Zielgruppen der Rückenschule
Es gibt verschiedene Personengruppen, die von einer Rückenschulung profitieren können.
Diesbezüglich sind Personen zu nennen, die von einem Risiko im Bereich der Wirbelsäule betroffen sind.
Während Patienten mit akut behandlungsbedürftigen Rückenerkrankungen auf eine individuelle ärztliche Betreuung angewiesen sind, ist die Rückenschule insbesondere bei chronisch rezidivierenden Rückenschmerzen – also bei Betroffenen, die unter wiederkehrenden Rückenschmerzen leiden – wirksam.
Auch für Berufstätige kann die Rückenschule sinnvoll sein. In der primären Prävention geht es darum, bei noch nicht aufgetretenen aber drohenden Rückenschäden direkt am Arbeitsplatz Beratungen durchzuführen und dem Arbeitnehmer praktische Anwendungen zu zeigen.
Im Fokus der präventiven Rückenschulung am Arbeitsplatz stehen Informationen und der Schutz des Rückens auf Basis einer Optimierung der Haltung. Gleiches gilt für ergonomisch optimierte Arbeitsplätze und für spezielle Hebe- und Tragehilfen.
Kontrollierte Studien konnten in puncto Rückenschule am Arbeitsplatz eine Wirksamkeit belegen, da gerade die sonst schwierig zu motivierenden Risikozielgruppen dank Vollzeitbeschäftigung und intensiver körperlicher Arbeit bei sonst passiver Freizeit erreicht werden konnten. (1)
Moderne Rückenschule
Weil der Schwerpunkt der klassischen Rückenschule aus heutiger Sicht zu viele Verbote enthielt, zu theorielastig war und zu wenig praktische sowie psychosoziale Elemente zur Rückengesundheit enthielt, wurde das Konzept überarbeitet.
Auf Grundlage der genannten Schwachstellen entwickelten die KddR (Konföderation der deutschen Rückenschulen) eine Neue Rückenschule, die aktuelle sportmedizinische Aspekte integriert.
Dabei stehen Faktoren wie ein zu schwaches Muskelkorsett, eine reduzierte Fitness und ein Mangel an variantenreicher, gelenkig erhaltender Mobilität im Fokus. (2)
Moderne Rückenschulen integrieren darüber hinaus biomechanisch basierte Anleitungen zum rückenfreundlichen Heben und Tragen, welche durch ganzheitlich bewegungsorientierte sowie psychosoziale Inhalte ergänzt wurden. (1)
Zu den neu integrierten psychosozialen Elementen gehören darüber hinaus eine stressbasierte und mentale Schmerzbewältigung. In diesem Zusammenhang soll Betroffenen bzw. Teilnehmern auch eine zu stark ausgeprägte Angst vor Rückenschmerzen genommen werden. (2)
Neben einer allgemeinen Kräftigung des Rückens und der Haltungsverbesserung werden im Rahmen der psychologischen Faktoren auch Strategien vermittelt, um mehr Selbstvertrauen aufzubauen. (3)
Organisatorische und finanzielle Aspekte
Ein Schulprogramm der modernen Rückenschule setzt sich in der Regel aus acht bis zwölf Einheiten von jeweils 60 bis 90 Minuten zusammen und es bedarf keines ärztlichen Attestes, da es sich um eine Präventionsmaßnahme handelt. (2)
Um allerdings am Programm teilnehmen zu können, ist bei Rückenschmerzen – insbesondere im Hinblick auf Begleit- oder Grunderkrankungen – eine Bestätigung des Arztes über eine Trainingsfähigkeit notwendig. (3)
Die entsprechenden Rückenschulkurse werden nur für Betroffene angeboten und finanziert, bei denen ein nachweislicher Erfolg realistisch ist. (1)
Für die Gruppenschulungen fallen – in Abhängigkeit des Anbieters – Kosten von 40 bis 120 Euro an, von denen der überwiegende Teil durch die gesetzlichen Krankenkassen getragen werden.
Um von den Zuschuss profitieren zu können, muss ein qualifizierter Kursanbieter garantiert sein und der Teilnehmer muss belegen können, zu mindestens 80 Prozent der Kurszeit anwesend gewesen zu sein.
Da es sich um eine Präventionsmaßnahme handelt, ist für die Teilnahme kein ärztliches Rezept erforderlich. (2)
Quellenverzeichnis
- Institut für Wirbelsäulenforschung e. V.: Rückenschule heute, https://www.inwifo.de/rueckenschule/, abgerufen am 25. Mai 2018
- Barmer: Rückenschule, https://www.barmer.de/gesundheit/themenschwerpunkte/rueckengesundheit/rueckenschule-97382, abgerufen am 25. Mai 2018
- Apotheken Umschau: Rückenschmerzen: Ein Überblick, https://www.apotheken-umschau.de/Rueckenschmerzen, abgerufen am 25. Mai 2018