Pflanzenheilkunde: Lehre über die Wirkung von Gewächsen
Die Pflanzenheilkunde ist eine Lehre über die Anwendung, Wirkung und Zubereitung von diversen Gewächsen der Natur. Sie ist in Deutschland auch als Phytotherapie bekannt und bietet verschiedene Nutzungsmöglichkeiten.
Bei der Pflanzenheilkunde werden üblicherweise die ganzen Pflanzen oder einzelne Bestandteile wie Wurzeln, Blüten oder Blätter genutzt. Daraus ergeben sich meist mehrere Wirkeigenschaften, wobei einzelne Wirkstoffgruppen unterschieden werden.
Je nach Pflanze und Beschwerden, werden beispielsweise Teeabkochungen oder Ätherische Öle verwendet.
Definition und Entwicklung
Die Pflanzenheilkunde zeichnet sich durch die Verwendung und Zubereitung verschiedenster Pflanzenbestandteile aus. Damit gehört sie zu einem der ältesten und natürlichsten Naturheilverfahren der Naturheilkunde.
Mit Paracelsus erfuhr die Pflanzenheilkunde zu Beginn des 16. Jahrunderts ein erste umfassende Beschreibung und Analyse von vielen als Heilpflanzen genutzten Pflanzen. In den nächsten Jahrhunderten kamen weitere Erkenntnisse hinzu bis 1931 von Rudolf Fritz Weiss die wissenschaftliche Pflanzenheilkunde begründet wurde.
Wirkstoffgruppen in der Pflanzenheilkunde
In den verwendeten Heilpflanzen der Pflanzenheilkunde befinden sich meist mehrere Einzelwirkstoffe. Diese können in Wirkstoffgruppen zusammengefasst werden. Die einzelnen Gruppen können wiederum je nach Pflanze, aus welcher sie stammen, verschiedene Wirkeigenschaften aufweisen.
Ätherische Öle
Ätherische Öle sind Bestandteil von vielen duftenden Pflanzen und haben eine leicht fettige Konsistenz. Sie können diverse Wirkeigenschaften haben und sind sowohl in der Aromatherapie wie auch als Massagezusatz bekannt.
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Glykoside
Glykoside bestehen aus verschiedenen Stoffen, weißen jedoch ähnliche Zuckerverbindungen auf. Das Wirkspektrum ist demnach vielfältig und je nach Pflanze unterschiedlich.
Bitterstoffe
Bitterstoffe sind meist herb im Geschmack und können dadurch die Verdauung und den Appetit anregen. Bei Verzehr macht sich bereits im Mund ein vermehrter Speichelfluss bemerkbar, der die Magensaftproduktion fördern kann.
Alkaloide
Alkaloide gehören zu den Pflanzenabbauprodukten (meist Pflanzengifte) und werden in sehr gringen Dosen in der Pflanzenheilkunde eingesetzt. Sie wirken vor allem auf das Nervensystem.
Flavonoide
Flavonoide sind in der Pflanzenheilkunde für ihre Schutzwirkung auf die Kapillaren bekannt. Hinzu können je nach Pflanze weitere Wirkeigenschaften dazukommen.
Saponine
Saponine zeichnen sich durch ihre seifenähnlichen Eigenschaften aus. So können sie Mikroorganismen wie Pilze im Wachstum hemmen und den Auswurf fördern sowie das Gewebe reizen.
Gerbstoffe
Gerbstoffe sind wasserlöslich und haben eine adstringierende (zusammenziehende) Wirkung. So kommen sie zur äußerlichen Behandlung bei Wunden oder Pilzen zum Einsatz. Außerdem wirken sie leicht reizmildernd oder antibakteriell.
Schleimstoffe
Schleimstoffe können wasserlöslich oder wasserunlöslich sein. Die wasserlöslichen Schleimstoffe zeichnen sich durch reizmildernde und entzündungshemmende Eigenschaften auf der Haut aus. Die unlöslichen Stoffe wirken hingegen innerlich, indem sie sich im Darm ausdehnen und den Stuhl regulieren können.
Anthranoide
Anthranoide haben abführende Wirkeigenschaften. Sie gelangen vollständig in den Dickdarm und werden dort in einen weiteren Wirkstoff gespalten, welcher die Darmtätigkeit anregt und so den Abtransport beschleunigt.
Cumarine
Cumarine haben teilweise gerinnungshemmende Wirkeigenschaften und sind in der Pflanzenheilkunde bei Insektenbefall bekannt. Sie duften außerdem nach Heu.
Übliche Zubereitungsweisen
Die Zubereitungsweise spielt in der Pflanzenheilkunde eine wichtige Rolle, um die Inhaltsstoffe auch nutzbringend verwenden zu können. Als Ausgangsmaterial dienen vor allem die getrockneten Pflanzenteile.
Neben üblichen Zubereitungen und Darreichungsformen wie Tinkturen, Trockenextrakte oder Salben, kommen häufig Teezubereitungen zum Einsatz. Folgende Zubereitungsweisen für Arzneitees sind üblich.
Aufguss (Infus)
Hierbei werden delikate Pflanzenteile wie Blätter oder Blüten mit kochendem Wasser übergossen und abgedeckt ziehen gelassen. Dabei können beispielsweise auch Ätherische Öle oder Bitterstoffe freigesetzt werden.
Abkochung (Dekokt)
Hierbei werden harte und feste Pflanzenteile wie etwa Wurzeln oder Rinden in kaltes Wasser gegeben und dann für eine bestimmte Zeit zum Kochen gebracht.
Kaltauszug (Mazeration)
Hierbei werden die Pflanzenteile in kaltes Wasser eingelegt und über mehrere Stunden stehen gelassen. Diese Zubereitung kommt vor allem bei schleimhaltigen Pflanzen zum Einsatz und bei jenen, die durch eine Abkochung unerwünschte Nebenstoffe mit abgeben würden.
Quellenverzeichnis
- Bierbach, Elvira (2006): Naturheilpraxis heute, Urban & Fischer, München, S. 202ff.