Fangopackung: heilsamme Schlammmischung
Eine Fangopackung ist eine Schlamm-Anwendung in der Therapie mit aufbereiteter vulkanischer Gesteinsmasse. Dabei wird die warme und feuchte Masse auf den gewünschten Körperbereich aufgetragen. Häufig dient die Fangopackung als Wärmeanwendung.
Das Wort Fango stammt aus dem Italienischen und bedeutet Schlamm, Schmutz oder auch heilender Schlamm.
Eine Fangopackung zeichnet sich dadurch aus, dass eine leicht verflüssigte und fein gemahlene Gesteinsmasse vulkanischen Ursprungs in dicker Schicht auf die Haut gegeben wird. Üblicherweise ist dieser so genannte Fango auf rund 45 °C erhitzt und gibt diese Wärme langsam und beständig an den Körper wieder ab.
In der Regel kommen Fangopackungen in der Balneologie und dort in der Peloidtherapie zum Einsatz (1). Bekannt sind ferner Packungen in Spezialfolie, die mit Fango gefüllt sind. Diese Art der Fangopackungen werden bei Massagen und allgemein zur Wärmebehandlung als durchblutungsfördernde Anwendung angewendet.
Arten von Fangopackungen
Der organische oder gereifte Fango aus Italien
Dieser Fango besteht aus drei Komponenten. Er besteht in erster Linie aus Ton oder Lehm mit vulkanischen Elementen. Zusätzlich wird er mit Algen und Mikroorganismen durchsetzt. In einem langwierigen Prozess in Reifebecken wird er dann mit 80 bis 85 Grad heißem salz-, jod- und bromhaltigem Thermalwasser übergossen.
Fango und Fangopackungen kaufen | Mein-Therapiebedarf Shop
Nach einer Reifungszeit von 3 bis 6 Monaten hat er dann den erforderlichen Reifegrad erreicht und kann für Heilbehandlungen eingesetzt werden. Nach der Anwendung kann dieser Fangoschlamm wiederverwendet werden, indem er erneut dem Reifungsprozess unterworfen wird.
Der anorganische oder ungereifte Fangoschlamm
Dieser Fango wird vor allen Dingen in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern verwendet. Er besteht aus gemahlenem Vulkangestein, wie es in Deutschland z. B. am Kaiserstuhl und in der Eifel vorkommt.
Dieses Gesteinpulver wird mit Thermalwasser angerührt und bis zu 50 Grad Celsius erhitzt, bevor es als Fangopackung bei dem Patienten aufgetragen wird.
Diese Fangopackungen können nur einmal verwendet werden und sind nach der Anwendung umweltfreundlich zu entsorgen.
Andere Fangopackungen
Neben den beiden Naturfangopackungen werden häufig auch auf Paraffinbasis hergestellte Fangopackungen verwendet. Sie bestehen hauptsächlich aus Paraffin, das mit natürlichem Fango oder Moor versetzt wird.
Diese Fangopackungen sind kostengünstiger und können nach der Nutzung wiederverwendet werden.
Geschlossene Fangopackungen
Heutzutage werden in vielen physiotherapeutischen Praxen geschlossene Fangopackungen eingesetzt. Dabei handelt es sich um Fango, der in der gewünschten Dicke in Plastikfolien eingeschweißt ist. Da dieser Fango nicht direkt mit der Haut in Kontakt kommt, entfällt beim Patienten die anschließende körperliche Reinigung. Das spart Zeit für die notwendige weitere Behandlung.
Diese Fangopackungen können gereinigt und anschließend wiederverwendet werden.
Der gewollte thermische Heileffekt soll nach Meinung der Anwender erhalten bleiben.
Seit 2.000 Jahren werden Fangopackungen genutzt
Bereits die alten Römer kannten und nutzten vor mehr als 2.000 Jahren die wohltuende und heilende Wirkung des vulkanischen Heilschlamms zur Behandlung von Zerrungen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen und rheumatischen Beschwerden. Er wurde damals, wie vielfach auch heute noch, direkt auf die Haut aufgetragen.
Eigenschaften einer Fangopackung
Die Fangopackung zeichnet sich vor allem durch ihre Wärmeeigenschaften aus. Bei dem genutzten Fango handelt es sich um einen vulkanischen Naturschlamm (Peloid) aus Thermalquellen, der Wärme über einen längeren Zeitraum speichern kann.
Für therapeutische Anwendungen mit Fango können verschiedene Qualitäten des Peloids genutzt werden. Üblich sind dabei gereifter oder ungereifter Fango, wobei ersterer auch organische Mikroorganismen beinhaltet und ungereifter vor allem aus Mineralien besteht.
Die in der Therapie wichtigste Eigenschaft der Fangopackung ist jedoch die hohe und lange Wärmespeicherung, welche durch direkten oder indirekten Hautkontakt stetig abgegeben wird.
Wirkung der Fangopackung
Fangopackungen fördern durch die tief eindringende Wärme die Durchblutung des Gewebes und werden zur Linderung von Schmerzen, der Entspannung der Muskulatur und zur Lockerung des Bindegewebes angewendet.
Sie nutzen aber auch zur Stärkung des Immunsystems und zur Erhöhung der Ausschüttung von Beta-Endorphin und des Hormons Adrenocorticotropes (ACTH).
Nach einer Heilbehandlung mit einer Fangopackung sollte bestenfalls eine Massage der behandelten Körperteile oder des ganzen Körpers folgen. Die durch die Behandlung aufgewärmte Muskulatur lässt sich nun am besten auflockern und führt deshalb zu einer Entspannung und einer weiteren Besserung des Allgemeinzustandes.
Die Anwendung der Fangopackung
Eine Fangopackung kann direkt auf die Haut gegeben werden oder in Form einer eingeschweißten Auflage. Die nützlichen Inhaltsstoffe des Fangos kommen jedoch nur bei direktem Kontakt zum Tragen.
In Deutschland und in anderen europäischen Staaten wird das Ausgangsmaterial mit Wasser zu einem Brei vermischt und für die Anwendung auf etwa 45 bis 50 Grad Celsius erhitzt.
Danach wird die Packung in einer Stärke von ca. 3 cm aufgetragen. Entweder auf die zu behandelnden Körperpartien oder auch auf den ganzen Körper. Anschließend wird der Körper des behandelten Patienten in eine Folie, Leinentücher oder Wolldecken gehüllt, um eine optimale Nutzung der Wärme zu gewährleisten.
Die Anwendung sollte 20 bis 40 Minuten aufrechterhalten werden, damit die Wärme tief in das Gewebe eindringen kann.
Nach der Anwendung und einer Ruhephase kann der Fango abgetragen werden und der Empfänger die Körperreinigung vornehmen. Es ist auch möglich eine weniger aufwändige Fangopackung zu geben und anschließend etwa eine Medizinische Massage durchzuführen.
Anwendungsgebiete der Fangopackungen
Üblicherweise dienen Fangopackungen zur Erwärmung des Gewebes. Dadurch kann sich die Muskulatur lockern und die Durchblutung wird gefördert. Eine allgemeine Entspannung ist häufig die Folge.
So können Fangopackungen bei unterschiedlichen Leiden wie Rückenschmerzen, Schulterschmerzen oder Nackenschmerzen eingesetzt werden. Sie helfen bei Hexenschuss, Sehnenscheidenentzündungen, Sportverletzungen wie z. B. Zerrungen, Muskelverhärtungen, chronischen Gelenkerkrankungen, Rheuma und diversen Spasmen.
Fangopackungen können aber auch bei Menstruationsbeschwerden, Neurodermitis, Schuppenflechte und Ekzemen Linderung bringen.
Auch bei Prellungen und Verstauchungen, bei traumatischen Kontusionen und Distorsionen können Fangopackungen heilend wirken.
Nicht zuletzt können Fangopackungen auch zur Ganzkörperentspannung eingesetzt werden.
Quellenverzeichnis
- Volker Schmiedel, Matthias Augustin (2008): Leitfaden Naturheilkunde, 5 Aufl., Urban & Fischer, München, S. 162ff.
Verschlagwortet mit
- andere Fangopackungen
- anorganischer Fango
- Anwendung der Fangopackungen
- Anwendungsbebiete der Fangopackungen
- Arten der Fangopackungen
- Balneologie
- der gereifte Fango
- der ungereifte Fango
- Durchblutung
- Fango
- Fangopackung
- gereifter Fango
- geschlossene Fangopackungen
- Mikroorganismen
- Nackenschmerzen
- Peloid
- Peloidtherapie
- Rücken
- Rückenschmerzen
- Ruhephase
- Schlamm
- Schulterschmerzen
- Spezialfolie
- Thermalquelle
- Wärmetherapie
- Wirkung der Fangopackung