TENS: Akute und chronische Schmerzen mit Strom lindern

TENS an BeinenTENS bezeichnet ein Heilverfahren, welches Schmerzen mit Strom bekämpft. Die Abkürzung steht für Transkutane Elektrische Nervenstimulation.

Während der Behandlung werden elektrische Impulse mittels Hautelektroden auf Körperteile übertragen und die im Gewebe liegenden Nerven gereizt.

In Folge werden elektrische Signale zum Rückenmark geleitet, wo sich – laut zugrunde liegender Theorie – die Wirkung der TENS entfaltet. (1)

Grundlagen von TENS

TENS TheorieDer Schmerzforscher Professor Ronald Melzack und Professor Patrick Wall gelten als Erfinder der TENS.

Die Theorie der Transkutanen Elektrischen Nervenstimulation basiert auf einem Konzept der Schmerzwahrnehmung, welches 1960 entworfen wurde.

Die sogenannte Kontrollschrankentheorie beruht auf der Annahme, dass ein Schmerzreiz, der sich auf dem Weg zum Gehirn befindet, im Bereich des Rückenmarks auf eine zweite Nervenzelle umgeschaltet wird.

Während dieser Umschaltung können auf der einen Seite vom Gehirn absteigende Nervenbahnen – als auch Reize aus der Peripherie des Körper – die Weiterleitung des Schmerzes blockieren.

Auf Grundlage dieser Theorie wurde die TENS auf wissenschaftlicher Basis entwickelt, die gezielt Reize in der Peripherie auslöst.

Während hohe Frequenzen (80 bis 150 Hertz) die Signalweiterleitung ins Gehirn und damit die Schmerzwahrnehmung unterbrechen sollen, sorgen niedrige TENS-Frequenzen (zwei bis vier Hertz) laut Kontrollschrankentheorie für eine gedämpfte – aufgrund einer Freisetzung chemischer Substanzen im Gehirn – Schmerzwahrnehmung. (1)

Ablauf einer TENS-Behandlung

Tens BehandlungVor Therapiebeginn sollte geklärt werden, ob die jeweilige gesetzliche Krankenkasse die Miete eines TENS-Geräts zunächst für bis zu drei Monate übernimmt. Dafür ist ein Antrag zu stellen.

Die Zuzahlung beträgt maximal 10 Euro für den gesamten Mietzeitraum, der verlängert werden kann.

Zu Beginn der Therapieeinheit werden die TENS-Geräte mithilfe von zwei oder vier selbstklebenden Elektroden auf der Haut – in Abhängigkeit davon, wo der Schmerz bzw. deren Ausstrahlung sitzt – fixiert.

Zusätzlich richtet sich die Position nach der Lage von Akupunktur– und Schmerzpunkten sowie nach dem Verlauf von Nervenbahnen. Auch die den Schmerz auslösende Erkrankung muss berücksichtigt werden.

Darüber hinaus muss die jeweils passende Stromfrequenz und die individuelle Stromintensität ermittelt werden.

Während akute und örtlich begrenzte Schmerzen mit Frequenzen zwischen 50 und 150 Hertz und einer mittleren Stromstärke behandelt werden, um sie vorübergehend zu lindern, basiert eine längere Wirkung auf niedrigen Frequenzen bei einer hohen Stromstärke. Letztere Methode ist auch als akupunkturähnliches TENS bekannt, da die Elektroden auf Akupunkturpunkte geklebt werden.

Eine Sitzung dauert in der Regel zwischen 20 und 50 Minuten. Pro Tag können mehrere Behandlungseinheiten stattfinden. Die Anzahl und Dauer der TENS-Sitzungen richtet sich danach, wie erfolgreich die Therapie anläuft und wie lange der positive Effekt besteht. (1)

Indikationen für eine Transkutane Elektrische Nervenstimulation

TENS bei KopfschmerzenEine begleitende Behandlung mit TENS wird empfohlen, wenn sich Schmerzen als therapieresistent erweisen. Dies erfolgt beispielsweise bei verschiedenen Gelenkbeschwerden, Sportverletzungen, Kopfschmerzen – inklusive Migräne – und Tumorschmerzen.

Eine TENS kann auch bei Nervenschmerzen bei Diabetes, bei Phantomschmerzen nach einer Amputation oder nach einer Gürtelrose sinnvoll sein.

Zusätzlich können Betroffene einer Algodystrophie (Erkrankung des Bewegungsapparates) von der Transkutanen Elektrischen Nervenstimulation profitieren.

Nach bestimmten operativen Eingriffen kann die TENS Schmerzen und entsprechend die Dosis von Schmerzmitteln reduzieren. (1)

Kontraindikationen

Kontraindikationen von TENSSpezielle Personen sollten auf die TENS verzichten. In diesem Zusammenhang sind Schwangere und Personen mit Epilepsie und psychischen Erkrankungen zu nennen.

Gleiches gilt für Betroffene von akut entzündeten Gelenken bzw. Organen und für Personen mit einem Defibrillator.

Im Rahmen von Kreuzschmerzen sind positive Wirkungen nicht belegt. (1)

Zusätzlich gilt eine ungeklärte Schmerzätiologie (Ursachen der Schmerzen) als Kontraindikation für eine TENS-Behandlung. (2)

Vorteile der Transkutanen Elektrischen Nervenstimulation

Nebenwirkungsarme TENS Bei der Transkutanen Elektrischen Nervenstimulation treten bei korrekter Anwendung kaum Nebenwirkungen – allenfalls geringe Hautirritationen – auf. (1)

Letztere können durch das Elektroden-Gel oder die Pflaster ausgelöst werden. (3)

Darüber hinaus ist diese Methode vergleichsweise günstig und bietet ein einfaches Handling.

Während die Behandlung bzw. der Strom meistens nur als Kribbeln – aufgrund des Zusammenziehens der Muskulatur nahe der Elektroden – wahrgenommen wird, kann die akupunkturähnliche TENS leicht schmerzhaft sein.(1)

Da die TENS rezeptierfähig ist, ist sie für Schmerzpatienten zur Heimbehandlung sehr gut geeignet. (2)

Da die Elektroimpulse die körpereigenen, Schmerz hemmenden Systeme aktivieren und sich das überreizte Nervensystem harmonisieren kann, werden Schmerzen – und in Folge die Dosis von Schmerzmitteln – reduziert, so dass auch die unerwünschten Nebenwirkungen einer Medikation verringert werden können. (3)


Quellenverzeichnis

  1. Apotheken Umschau: Tens: Schmerzen mit Strom behandeln, https://www.apotheken-umschau.de/TENS, abgerufen am 28. Juni 2018
  2. Deutsche Fibromyalgie Vereinigung (DFV) e.V.: Tens-Therapie, www.fibromyalgie-fms.de/fibromyalgie/therapie/physikalische-therapien/tens-therapie/, abgerufen am 28. Juni 2018
  3. Schmerzhilfe: Alles zum Thema Transkutane elektrische Nervenstimulation kurz TENS, https://www.schmerzhilfe.de/tens-therapie/ abgerufen am 28. Juni 2018

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